das Olympiazentrum Kiel-Schilksee (Sommer Olympiade 1972)

Das Olympiazentrum in Kiel-Schilksee war Austragungsort der Segelwettkämpfe während der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 in München. Daran erinnert noch heute die Brennvorrichtung des olympischen Feuers auf der Aussichtsplattform der Hafenmeisterei. Für Kiel waren es, nach 1936, bereits die zweiten Olympischen Spiele.

Die Eröffnung der olympischen Wettkämpfe in Schilksee, fand am 28. August 1972 statt.

Die architektonische Idee für das Erscheinungsbild des Olympiazentrums wurde aus der Formation der Landschaft abgeleitet. Ausläufer der Steilküste ragen zungenförmig in das in der Niederung liegende Baugelände hinein. Die Entwurfsidee bestand darin, die Steilküste in Form eines Sockelbaukörpers gleichsam fortzusetzen.

Im Sockel des Gebäudekomplexes befinden sich alle dem Hafen zugeordneten Einrichtungen, z.B. Bootshallen und Regattaleitung, darauf die öffentlich zugänglichen Appartements und Läden, vor allem zu erwähnen aber eine Seepromenade als Aussichtsgalerie direkt am Hafen, ähnlich den Promenaden auf der Höhe der Deichkronen. Die Plan- und Bauzeit umfasste die Jahre 1968 - 1972.

Als Baumaterial überwogen, wie in den späten 1960er und 1970er Jahren üblich, Betonfertigteile, die mit ihrer grauen Farbe das Erscheinungsbild der neu entstandenen Landschaft prägen. Dies verbindet auch das Erscheinungsbild der Austragungsorte Kiel und München miteinander.

In München, dem Hauptaustragungsort der Spiele, drangen am frühen Morgen des 5. September acht arabische Terroristen ins Quartier der israelischen Mannschaft ein. Sie erschießen zwei Teammitglieder und nehmen neun weitere als Geiseln, um die Freilassung inhaftierter Palästinenser zu erpressen. In der darauffolgenden Nacht verlieren alle neun Geiseln ihr Leben, ebenso ein Münchner Polizist. 27 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieg finden auf deutschen Boden Menschen jüdischen Glaubens politisch motiviert den Tod. - Die Bilder dieses schrecklichen Ereignisses, über die die Medien der Welt berichteten, brannten sich in das Bewusstsein der Menschheit ein. 

Die Segler in Kiel wussten zunächst nichts von den Ereignissen des 5. Septembers. Sie bereiteten sich auf den sechsten Wettkampftag vor. Auch als die Spiele um 15.38 Uhr offiziell unterbrochen wurden, befinden sich noch viele Segler ahnungslos auf dem Wasser. Am Morgen des 6. September, an dem das Ausmaß des Terrors gänzlich bekannt ist, versammeln sich Sportler und Kieler Bürger, um der Toten zu gedenken. Was zunächst als Schweigeminute gedacht war, gerät zu einer eigenen, schlichten Trauerfeier. Heute erinnert in Kiel-Schilksee nichts mehr an diese Tage des Terrors.

Als damals dreizehn Jahre alter Zeitzeuge erfahre ich in der Gegenwart, wie die Bilder dieser beiden olympischen Orte miteinander verwoben sind. Bei dem Besuch des Kieler Olympiazentrums werden die Münchener Bilder des Terrors vor meinem inneren Auge wieder präsent. 

In Anlehnung an diese innere Rückschau habe ich die Fotoserie des Olympiazentrums Schilksee in Schwarz-Weiß gehalten. Diese fotografische Ausdrucksform hebt auch den Charakter dieses Betonkomplexes besonders hervor.

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Fotos: © 2021 - Hans Jürgen Groß