Henry van de Veldes Weimarer Traum: Ein Besuch im Haus Hohe Pappeln

Im August 2024 besuchte ich das Haus Hohe Pappeln in Weimar – ein Ort, der untrennbar mit dem Leben und Werk des belgischen Architekten Henry van de Velde verbunden ist. Ende 1906 erwarb van de Velde ein außerhalb der Stadt Weimar gelegenes, von hohen Pappeln gesäumtes Grundstück. Nach seinen eigenen Entwürfen ließ er dort ein Wohnhaus errichten, in dem er mit seiner Frau Maria und den fünf Kindern bis 1917 lebte. Erbaut zwischen 1907 und 1908, spiegelt dieses Haus die Ästhetik des Jugendstils wider und bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben einer Künstlerfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Van de Velde kam durch die Vermittlung seines Freundes Harry Graf Kessler nach Weimar und spielte hier eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der neuen Kunstschule. Seine Aufgabe bestand darin, eine moderne Einrichtung zu schaffen, die die Verbindung zwischen Kunst, Handwerk und Industrie fördern sollte. Weimar wurde so zu einem Zentrum des Jugendstils in Deutschland.

Das Haus Hohe Pappeln war für van de Velde mehr als nur ein Wohnhaus; es war sein persönliches Laboratorium, in dem er seine Ideen zur Gesamtkunstwerk-Theorie umsetzte. Jedes Detail, von den Möbeln bis zur Gartenanlage, stammt aus seiner Hand und trägt seine unverkennbare Handschrift. Hier lebte und arbeitete er mit seiner Familie, umgeben von einer Umgebung, die seine künstlerische Vision widerspiegelte.

Doch van de Veldes Weimarer Zeit endete abrupt. Aufgrund der wachsenden Ausländerfeindlichkeit während des Ersten Weltkrieges musste die Familie Deutschland verlassen und das Haus Hohe Pappeln verkaufen. Die politischen Umstände und die veränderte Kunstszene machten Weimar für ihn nicht mehr attraktiv.

Meine Fotos sollen die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Ortes festhalten und die Besucher auf eine Zeitreise in das frühe 20. Jahrhundert mitnehmen. Sie vermitteln einen Eindruck von van de Veldes Vision einer modernen Lebensweise und zeigen, wie seine Ideen bis heute nachwirken.




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